Und, läuft´s? Mit diesen Vorurteilen wurde ich als Cafébesitzer konfrontiert
Im heutigen Blogbeitrag verrate ich dir, mit welchen Vorurteilen ich als Cafébesitzerin bzw. Wirt immer wieder zu „kämpfen“ hatte.
In den letzten neun Jahren, in denen ich Wirt war, sind mir immer wieder die gleichen Sätze begegnet. Sätze, die Menschen mir gegenüber äußern, wenn ich ihnen erzählte, dass ich ein Café betreibe.
Manchmal erstaunen mich solche Aussagen. Oder sie machen mich wütend. Und manchmal verletzen sie mich auch.
Ich habe mir die drei häufigsten ausgesucht und erzähle dir die „Wahrheit“ darüber und auch, was es in mir auslöst.Um dich zu sensibilisieren, nicht immer mit Vorurteilen anderen Menschen zu begegnen. Sondern ihnen eine wirkliche Chance zu geben.
Und, läuft’s?
Ja das ist die Frage, die ich am meisten liebe! Ähm, das war ironisch!
Ich höre sie auf Veranstaltungen, bei denen ich Menschen treffen und die mich fragen, was ich beruflich mache. Diese Woche habe ich sie von einer neuen Ärztin gehört, bei der ich war und nicht zu vergessen der Herr Lebensmittelkontrolleur, der das erste Mal bei uns war. (Sie wechseln alle paar Jahre das Gebiet).
Ehrlich gesagt, ich weiß jedes Mal nicht, was ich darauf antworten soll! Ehrlich sein? Soll ich eine ironische Bemerkung machen? Oder gar nicht erst darauf eingehen?
Dabei macht sie mich manchmal wütend, manchmal sprachlos und manchmal kann sie auch verletzen. Obwohl sich die Leute wohl dabei nicht mal groß etwas denken? Oder hat die Gastronomie beziehungsweise gerade Cafés wirklich den schlechten Ruf, nicht zu laufen? Ich frage doch meinen Arzt, meinen Friseur oder den Gemüseladen am Eck auch nicht, ob es bei ihm läuft! Warum also bei einem Wirt?
Mittlerweile kann ich auch beruhigt sowas sagen, wie: „Ja wir sind sehr zufrieden!“ Oder „Ja, ich habe es seit acht Jahren, vermutlich ja.“ Oder…?
Aber ich erinnere mich auch an unser Anfangsjahr, in dem ich ganze Nachmittage allein mit unserem Stammgast Günni verbracht habe, kein Mensch gekommen ist und ich vor Geldsorgen nicht mehr schlafen konnte. In diesen Momenten hat mich so eine Frage wirklich sehr verletzt.
Wer nichts wird, wird Wirt!
Oh ja! Diese Aussage habe ich auch immer wieder zu hören bekommen. Vor allem weil ich ja nach dem Abitur gleich gegründet habe und nicht zuerst, wie wohl sonst üblich, eine Ausbildung gemacht habe. Naja, und Gastronomie kann ja ein jeder! Dafür braucht´s ja auch nicht viel! A bisserl Kuchen backen, a bisserl Kaffee kochen….
Stop! Wir, die ein Café haben, haben dieses eröffnet, weil wir einen Traum hatten oder eine Begabung, oder weil wir feststellten, dass genau das am meisten zu unserem Sinn des Lebens passt, oder wir genau das am liebsten tun wollten.
So war es auch bei mir! Ich habe während meiner Abiturzeit zwei Jahre bedient und festgestellt, wie schön es ist, die unterschiedlichsten Menschen an einem Ort zusammenzubringen, mit ihnen interessante Gespräche zu führen und ihnen dabei auch geschmacklich etwas Gutes zu tun. Da war klar, dass ich nach dem Abitur nichts anderes machen wollte, als genau diesen Ort in der anonymen Großstadt zu eröffnen. Ein zweites Wohnzimmer sein, welches die Menschen glücklicher verlassen, als sie es betreten haben und ihnen etwas zu „geben“, ganz nach meinem persönlichen Sinn des Lebens.
Noch dazu darf man nicht vergessen, dass ein Café führen eben nicht bedeutet, nur Kaffee zu kochen und Kuchen zu backen. Es gibt so viele andere Aufgaben, die sowohl ein Unternehmen als auch ein Café zu „bewältigen“ hat: Mitarbeiter generieren und führen, sich um die Buchhaltung und die Steuern kümmern, sich gute Marketingideen überlegen und diese umsetzen, einkaufen, „produzieren“, Prozesse optimieren und was alles sonst noch dazu kommt, was diesen Text jetzt aber sprengen würde.
Um das zusammenzufassen: wir sind Cafébesitzer oder Wirt geworden, weil das am besten zu unserem Sinn des Lebens passt, haben eine Ausbildung (ich habe nebenbei BWL studiert) und auch in einem Job gearbeitet, der aber vielleicht eben nicht der Richtige war.
Ein Café zu führen ist wie ein Unternehmen zu führen – die Tätigkeiten sind doch irgendwie die gleichen.
Ja wie, du bist hier! Ist dein Café jetzt zu?
Diese Frage habe ich sehr oft gehört, als ich nach Amberg gefahren bin, oder mich innerhalb der Öffnungszeiten des Lottis irgendwo anders aufgehalten habe. Ich gestehe, manchmal antworte ich da vielleicht etwas zu patzig: „Nein, es ist offen! Ich habe 18 Mitarbeiter und die schaffen das auch ganz gut ohne mich!“
Was ehrlich gesagt aber auch der Wahrheit entspricht! Leider denken viele Menschen, wenn sie mit jemandem konfrontiert werden, der ein Café hat, dass dieser 24 Stunden am Tag, bis zu 7 Tage die Woche in seinem Café arbeitet, dort Kaffee und Essen kocht, Kuchen backt oder bedient.
Das möchte ich jedenfalls bei mir gerne revidieren. Ich liebe meine Arbeit im und rund um´s Lotti und arbeite ja selbst am Wochenende mit. Aber das Lotti und auch ich haben uns zum einen weiterentwickelt, so dass es ganz viele Bereiche gibt, um die sich auch jemand kümmern muss, beziehungsweise sind das auch Aufgaben, bei denen ich merke, dass sie mir teilweise sehr viel besser liegen und mir auch richtig Spaß machen.
Was wäre ein Wirt ohne sein Team?!
Mein Team besteht aus so vielen unterschiedlichen Menschen mit so unterschiedlichen Begabungen, dass ich gerne viele Aufgaben an meine Mitarbeiter abgebe, weil die das einfach viel besser können. Sie bedienen zum Beispiel oft mit viel mehr Leichtigkeit als ich, weil ich viel zu viele Gedanken im Kopf habe, was ich noch alles erledigen muss, oder sie haben eine Affinität fürs Kochen und Backen.
Ja, ich kann das alles auch, aber vielleicht nicht so gut, wie mein Team, dafür habe ich andere Stärken, mit denen ich meinen Teil zum Unternehmen Café Lotti beitrage.
Ach ja, und wenn ich mal nicht da bin, kann ich mich sehr, sehr gut auf mein Team verlassen, weil ich weiß, dass sie das Lotti genauso lieben wie ich und alles dafür geben, dass jeder einzelne im Lotti glücklich ist und es frohen Mutes auch wieder verlässt.
Meine Wünsche für die Zukunft
Ich wünsche mir, dass mir künftig gute Antworten auf solche Fragen einfallen, in denen ich die Menschen vielleicht ein wenig darauf hinweisen kann, was sie mit solchen Fragen bei einem anderen auslösen.
Ich wünsche mir außerdem, dass wir alle unvoreingenommener anderen Menschen begegnen und ihnen eine echte Chance geben, sie kennenzulernen und zu erfahren, was ihre Leidenschaft ist und was sie uns „spannendes“ erzählen können.
Denn jeder Mensch ist etwas besonderes und hat seine Geschichte und etwas, dass er uns mitgeben kann.
Euere Sabrina
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