Was es heißt, ein eigenes Café zu haben!
Das Café Lotti war immer mein großer Traum und ich freue mich immer noch jeden Tag darüber, dass mein Herzensprojekt so gut funktioniert hat. Aber bis dahin war es ein langer und oft auch sehr harter Weg. Ich bekomme so oft Nachrichten von Leuten, die auch von einem eigenen Café träumen und es freut mich, dass ich mit meiner Geschichte so viele Menschen inspirieren kann.
Gerade die ersten Jahre waren sehr anstrengend und heute will ich dir mit diesem Beitrag zeigen, was es heißt, ein eigenes Café zu haben.
Wenn dich als Café noch keiner kennt
Die ersten Monate nach der Eröffnung im Dezember 2009 waren finanziell sehr schwierig. Das Café Lotti liegt in einer ruhigen Seitenstraße und war am Anfang noch sehr unbekannt. Im ersten Monat kamen am Tag 10 Gäste, im zweiten Monat 11. Oft habe ich meine Nachmittage mit meinem ersten Stammgast verbracht und mich gefragt, wie es denn weitergehen soll. Doch das tolle Feedback der Gäste hat mich motiviert und mich durchhalten lassen. Ich habe damals aus meiner Not eine Tugend gemacht und mich in das Thema Marketing reingefuchst. Habe andere Unternehmer gefragt, was ich tun soll, Zeitungen angeschrieben, damit sie über mich berichten und habe mich in das Thema Social Media eingearbeitet. Ich wollte aus dem Lotti eine Marke machen, die jeder in München kennt und liebt. Und siehe da! Die harte Arbeit im Bereich Marketing machte sich an den Gästezahlen und am Umsatz bemerkbar.
Selten ein Schaden, wo nicht auch ein Nutzen ist
Das Café Lotti kam langsam ins Laufen, wir hatten bereits einige Stammgäste und alles war langsam etwas eingespielt. Dann der große Schock: Ein Wasserschaden! Wir kamen morgens ins Lotti und die ganze Küche und Theke standen unter Wasser. Deshalb mussten wir im Januar und Februar 2011 zwei Monate schließen und das Café trockenlegen und renovieren. Das war für uns einerseits sehr schmerzhaft, weil wir uns gerade erst in München etabliert hatten und alles so langsam ins Laufen kam, aber auf der anderen Seite kam diese Verschnaufpause sehr gelegen, ich war nämlich am Ende meiner Kräfte, weil ich bis dahin durchgearbeitet hatte und mich so ein bisschen regenerieren konnte. Dadurch habe ich aber gemerkt, dass es so nicht weitergehen konnte. Was muss und kann ich im täglichen Lotti-Prozess optimieren, damit ich nicht wieder nach ein paar Wochen ausgelaugt und müde bin? Der Schlüssel für mich war, dass ich meine Lotti Prozesse so optimieren musste, dass sie möglichst einfach sind, wenig Arbeit und Energie kosten und ich alles so aufbaue, dass auch meine Mitarbeiter wissen was zu tun ist, wenn ich nicht da bin.
Wer passt als Mitarbeiter zu mir?
Mein Ziel war es schon immer, dass das Lotti genauso läuft, wenn ich nicht da bin, wie wenn ich da bin. Doch welche Mitarbeiter braucht man, die im gleichen Sinne handeln und arbeiten wie man selbst und das Lotti genauso lieben, wie ich es tue?
Zu Beginn habe ich jeden Bewerber sofort genommen, der sich bei mir vorgestellt hat und bei uns arbeiten wollte. Dadurch musste ich mich aber mit Problemen herumärgern, da es oft einfach nicht gepasst hat zwischen uns. Die erste Zeit habe ich vor allem Freudinnen von mir eingestellt, da ich sie ja schon kannte und wir auf gewisse Weise aufgrund der Freundschaft eingespielt waren.
Inzwischen bin ich bei der Personalsuche sehr viel wählerischer. Ich weiß mittlerweile genau wer ich bin und was mich ausmacht und nehme daher nur Mitarbeiter an, die zu mir und zum Lotti-Team passen und die auch eine gewisse Affinität zum Arbeiten in der Gastronomie haben. Ich lasse auch mittlerweile immer das Team entscheiden und frage meine Mitarbeiter nach dem Probetag: „Und, was meint ihr? Ist er/sie eine Lotti? Passt er/sie zu uns?“
Bei der Mitarbeitersitzung letzten Mittwoch hat sich wieder gezeigt, wie gut dieses System funktioniert und zu was für einem tollen Team wir mittlerweile geworden sind und wie wichtig es ist, dass alle irgendwie zueinander passen obwohl jeder seinen eigenen Charakter hat. Nur wenn sich die Mitarbeiter mit mir verstehen, kann ich an der Personalentwicklung arbeiten und nur wenn sie untereinander zusammenpassen, können wir gemeinsam das Lotti rocken und es entsteht Spaß und Freude bei der oft harten Arbeit.
Einkaufen im Café Lotti früher und heute
Regionalität und Qualität sind mir bei meinen Produkten sehr wichtig. Deshalb beziehe ich nach wie vor Wurst, Eier und Käse von Freunden und Familie aus meiner Heimat, der Oberpfalz. Ich achte auch bei all meinen Produkten auf die Herstellung und ob die Philosophie der Lieferanten zu mir und dem Lotti passt. Doch was sich seit den Anfängen geändert hat sind meine Bezugswege. Anfangs bin ich einmal pro Woche mit meinem Smart (!), später Fiat 500, zum Einkaufen gefahren.
Das Schlichten der Einkäufe in das Auto war dabei jedes Mal wieder ein Abenteuer. Auch nach Amberg bin ich immer selbst gefahren, um die Eier, den Kaffee und den Käse einzukaufen. Doch so etwas kann auf Dauer nicht funktionieren, wenn man unternehmerisch handeln und erfolgreich sein will. Ich habe nach Lösungen und Alternativen gesucht, die besser zu mir passen und einfach auf Dauer leichter umzusetzen sind. Im folgenden Video seht ihr, wie das noch 2011 bei mir lief.
Es wird diesen einen Tag geben…
Jeder Gastronom, mit dem ich spreche, erzählt mir, dass es auch bei ihm am Anfang einen Tag gegeben hat, den er nie wieder vergisst. Bei mir war es ein Samstag im Jahr 2010 als das Lotti auf einen Schlag voll war. Wir haben zu zweit gearbeitet (ich im Service, mein damaliger Partner in der Küche) und versucht, diesen Ansturm, der auf einmal da war, irgendwie zu bewältigen. Die Gäste mussten sehr lange auf ihre Bestellungen warten und wurden langsam sauer. Und das ist ja das Letzte, was man als Gastgeber will. Ich habe mein Café gegründet, um Menschen glücklich zu machen und nicht um sie zu verärgern. Dieser Tag ist mir bis heute im Kopf geblieben als Beispiel, wie ich es nie wieder haben will. Deshalb haben wir auch alle Prozesse im Café so genau definiert und strukturiert, dass wir inzwischen jedes Wochenende sehr professionell die Menge an Gästen glücklich machen können, ohne dass dabei fürs Team Stress aufkommt oder ein Gast sich vernachlässigt und nicht gut betreut fühlt.
Fazit:
Die ersten Jahre im Café Lotti bezeichne ich oft als meine „Lehrjahre“, denn daraus habe ich viel für mich mitgenommen. Vor allem habe ich gemerkt, wie wichtig die Unterstützung meiner Familie, meines damaligen Partners, meiner Freunde und unserer Gäste für mich war und dass ich immer auf sie zählen kann. In den ersten Jahren der Gründung war vieles noch unstrukturiert, die Prozesse mit den Lieferanten und dem Personal haben nicht gepasst und die vielen Genehmigungen und Behördengänge waren sehr kräftezehrend. Auch finanziell war die Situation zu Beginn nicht einfach. Aber ich möchte keine dieser Situationen missen, denn durch sie habe ich viel gelernt! Mir ist bewusst geworden, dass auch ein Café ein richtiges Unternehmen ist und wenn man auf Dauer erfolgreich sein will und viele Menschen glücklich machen möchte, braucht es eine Struktur. Diese vermittle ich mittlerweile auch vielen anderen Gastronomen und Betrieben. Denn ein Café ist nicht nur ein Café, es ist ein richtiges Unternehmen mit allem, was dazugehört.
Ich freue mich von dir zu hören!
Deine Sabrina
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